„Ich identifiziere mich eigentlich nur mit Musikern oder ‚League of Legends‘ – Profis“ – Frank Hemd im Talk

„Frank WER?“

… eine Frage, welche sich im Hinblick auf Frank Hemd eigentlich niemals auftun dürfte – dem wird nämlich entgegengewirkt, in dem man bei so ziemlich jedem Output zunächst ein imposantes, ausgedehntes „FRAAAAANK HEEEMD“ entgegengeschleudert bekommt. Einfach so. Vergangenen Oktober meldete sich Frank Hemd gemeinsam mit Massala zurück – mit im Gepäck: die effektvoll – experimentelle  Single „Viva Coffeina“. Ein neues Mixtape ist bereits angekündigt.

Auf seinen Social-Mediakanälen häufen sich seit der Veröffentlichung von „Viva Coffeina“ in den User-Kommentarspalten irritierte Nachfragen, ob er derweil seiner einstigen Passion, dem Grünen Tee, überdrüssig geworden ist. Obwohl er derartige Unklarheiten mit der Line „Yeah, Kaff-eah! Trinke gerne auch T-eah“  bereits beseitigte, baten wir Frank Hemd zu der äußerst prekären Streitfrage „Kaffee oder Tee?“ Position zu beziehen. Unter anderem berichtet er, wie sich die Zusammenarbeit mit dem Berliner Produzenten Massala gestaltet und ob sich diese im kommenden Jahr fortsetzen wird. Zudem gewährt er uns einen kleinen Einblick in das herkömmliche Alltags-Gehizzle der einstigen VBT – Kultfigur und resümiert – nunmehr drei Jahre nach seinem Hype – sein bisheriges musikalisches Wirken.

 

Wir erinnern uns nochmal an das von „Rappers.in„ initiierte Videobattleturnier (kurz: „VBT“) aus dem Jahr 2015 zurück: Frank Hemd – das war dieser charismatische Dude mit einer Affinität für Grünen Tee und vermeintlichem Fuß-Fetisch. Durch kontinuierlich humorvolle und ausgeklügelte Video- und Songkonzepte hatte er sich damals als klarer Favorit hervorgetan und preschte bis ins Finale hervor. Nahezu legendär und wohl unvergessen in der VBT – Geschichte bleibt sein amüsanter Beitrag im 16-tel Finale in der Rückrunde gegen Vitality.  Letztendlich unterlag Frank Hemd im finalen Battle jählings seinem Kontrahenten Jenemy. Zu jener Zeit ist es beinahe zur Nebensache geraten, dass der Typ mit dem sonderbaren „Haarknödel“ schlichtweg über imponierende Skills, wie Doubletime oder einer ausgesprochenen Wortgewandtheit verfügt.

Die zurückliegenden Releases „Ein Album. Es ist sehr gut„ (LP, 2016) und „Legend in Progress“ (EP, 2017) könnte man als ein experimentierfreudiges Potpourri aus Popmusik, Trap und Cloudrap im Einklang mit dem herkömmlichen – einerseits urkomischem, andererseits melancholischem – „Frank Hemd-Wahnsinn“ zusammenfassen. Mit Lines wie „Und während andere ´nen schönen Tag haben, sitze ich zu Hause und höre stundenlang Fler. Danach schreibe ich ´nen Track und wunder mich, dass er einfach übertrieben scheiße klingt, yeah“ enthüllte er, dass er nach wie vor an seine unverwechselbaren Attribute festhält – der besagte sonderbare „Haarknödel“ fungiert allerdings nicht mehr als solcher.

Kaffee oder Tee?

Was machst du morgens innerhalb der ersten Stunde nach dem Aufwachen?
Bestenfalls mache ich kurz etwas Yoga, koche mir einen Liter Grüntee, schreibe meiner Freundin „GuMo“ und arbeite ein Stündchen To-Do-Zeugs ab. Im schlimmsten Fall bin ich ein fauler Hund und wäge Weiterschlafen gegen online „Pokémon“ zocken ab. An Tagen, an denen ich arbeiten gehe, gehe ich nach dem Aufstehen arbeiten.

Da Menschen scheinbar immer eine Kategorisierung brauchen: Bist du nun eher ein Tee- oder Kaffeetrinker?

Ich identifiziere mich ehrlich gesagt nicht mit solchen Dingen 😀 Weder künstlerisch, noch privat. Tee ist für ausgeglichene Stimmungen und das Studio; Kaffee sorgt für kleine Autismus-Kicks am Nachmittag.

Welche Kaffeevariante magst du am Liebsten?

Am Liebsten mag ich einen geilen Kaffee.

… über „Viva Coffeina“ und die Zusammenarbeit mit Massala

Nun zu  “Viva Coffeina” – Als Location für den Videodreh diente unter anderem das “Blumencafé” in Berlin. Wie hat sich diese Begebenheit ergeben?

Baum (MC Baum) und ich haben uns umgeschaut, wo sich hier in der Nähe schöne Cafés befinden. Dann haben wir da einfach angeklopft und gefragt, ob wir morgens vor der Öffnungszeit zwei Stündchen dort drehen dürfen. Der Besitzer war super nett und hat sofort eingewilligt. Wir haben während des Videodrehs sogar gratis Kaffee serviert bekommen.

Fungiert der Track „Viva Coffeina“ in Bezug auf die Lyrics vielleicht auch als ein zynisch-verhüllter Fingerzeig auf die vorherrschende kapitalistisch-geprägte Lebensweise? (Oder frönt Frank Hemd gerne schlichtweg dem Koffeinmus?) 🙂

Jein. Ich finde den Song auch zynisch, aber nicht so Zeigefinger – mäßig. Mit Kapitalismus hat der Song für mich auch nichts zu tun. Ich wollte einfach dieses stumpfe, geile Gefühl einfangen, wenn man etwas müde ist und weiß: „Gleich gibt’s n geilen Kaffee. BOOM!“ Für mich klingt „Viva Coffeina“ nach genau diesem Kick.

Der trapig- angehauchte, experimentelle Beat dieses Tracks stammt von dem Berliner Produzenten Massala. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit ihm?

Letztes Jahr hab‘ ich mit meiner Single „Legend in Progress“ vertont, dass ich nach guten Leuten für eine Zusammenarbeit suche. Massala war dann einer derer, die mich daraufhin angeschrieben haben.

Seine Beats haben mir nicht so gut gefallen, aber Massala hat drei Arme und vier Beine. Das hat mich überzeugt.

In dem Abspann des Videoclips sieht man die Einblende Frank Hemd & Massala “Full Length Project in Arbeit”. Wird sich die Zusammenarbeit mit Massala über das angekündigte Mixtape fortsetzen?

Ja. Massala produziert fast alles und hat auch eine Funktion als Executive Producer. Er weiß einfach, was gut ist und was nicht. Wir entscheiden ganz kleinkariert alles zusammen. Bloß eine gute Lösung fürs Mixing brauchen wir noch – dann wird das Ding richtig gut.

Kannst du schon einen etwaigen Erscheinungszeitraum für das Mixtape benennen?

Mitte 2019. Ich will mit Massala noch bis zum Frühling weiter an neuen Songs arbeiten, dann einen Schlussstrich ziehen und alles zum Mastern schicken. Ich möchte dieses Mal nichts veröffentlichen, bevor es nicht richtig gut ist.

… über bisherige Releases und VBT – „Altlasten“

War das bei den letzten beiden Alben nicht der Fall? Ich schätze dich als einen sehr detailverliebten und perfektionistischen Menschen im Hinblick auf dein musikalisches Output ein.

Ja, ich arbeite immer detailverliebt und perfektionistisch. Aber trotzdem waren meine beiden Releases bisher nicht das, was sie sein sollten. Beim Longplayer „Ein Album. Es ist sehr gut“ musste ich irgendwie die Transition vom Battlerap zu freier Musik hinkriegen und habe total viel ins Blaue herumexperimentiert. Die Platte ist zwar eine kreative Explosion, aber nicht so schön zu hören und das ganze Gegenteil von Zielstrebigkeit.

Die EP „Legend in Progress“ war die klare Vision so etwas wie experimentellen Pop-Trap zu machen. Aber da habe ich total verkrampfte Texte geschrieben; ich wollte mich unbedingt von meinem humorigen Image trennen. Generell ging es mir in den letzten Jahren gar nicht gut und ich finde, das hört man der Musik und den Texten an. 2018 ist das erste Jahr seit 2015, in dem ich wieder wirklich gut drauf bin. Das merkt man meinen neuen Songs an. Mit Massala habe ich auch endlich einen Produzenten, der wirklich im Team mit mir arbeitet und total gut ist.

Stört es dich, dass du nach wie vor stets mit solchen VBT – “Altlasten”, wie einer vermeintlichen Affinität zu deinen eigenen Füßen oder Grünem Tee in Verbindung gebracht wirst?

Ich habe damit im Battle-Kontext Prollos parodiert, die mit einem langem Schwanz und dicken Muskeln angeben. Damals fand ich das auch super lustig und es hat mit meiner Inszenierung im VBT auch super harmoniert. Aber ich mache jetzt in einem ganz anderen Kontext Musik und bin auch stilistisch in einer anderen Ecke.

 Ich hasse es. Vor allem das mit den Füßen. Grüner Tee – von mir aus, aber sich deswegen über mein „Kaffee-Lied“ zu echauffieren, finde ich total klebengeblieben. Ich würde mir generell von Rezipienten und Fans wünschen, dass sie sich offen auf meine Phasen einlassen.

Und dass sie verinnerlichen, dass ich keine Erfolgsmodelle reproduziere, nur weil es eine Phase gab, in der was funktioniert hat und für mich richtig war. 50 Cent läuft auch nicht mehr durch meine Videos und ich spam auch nicht mehr „Kid Killah King Nutten Bitch Kid“  in meinem Parts. Alles hat seine Zeit.

Verarbeitest du in dem Track “Mit der Zeit” vom letzten Album “Legend in Progress” resümierend dein Wirken beim VBT 2015?

Ich glaube nicht. Ich habe mir damit prinzipiell ein bisschen Mut gemacht, weiter nach Gefühl zu leben und mein Lebensmodell nicht von Ängsten oder Konventionen bestimmen zu lassen. Schön wäre es auch, wenn sich Hörer durch die Zeile oder den gesamten Song gestärkt fühlen würden, ihren eigenen Weg zu gehen.

So ziemlich alle Video-Konzepte, Illustrationen und Designs rund um “Frank Hemd” stammen aus deiner Hand. Woher hast du diese Skills?

Die Designs und Illustrationen mache ich eigentlich immer mit anderen Leuten zusammen. Ich bin ein guter Ideengeber, aber letztendlich oft trashig in der Umsetzung. Das machen dann in der Regel Freunde mit Hardskills in „Photoshop“ oder „After Effects“. Teamwork forever! Ansonsten alles eine Frage von Übung und der Bereitschaft besser zu werden.

… über die Person hinter „Frank Hemd“

Wie verbringst du ansonsten gerne deine Freizeit?

Ich nehme mir leider fast keine Freizeit. Drei Tage die Woche arbeite ich; an zwei Tagen unter anderem als freier Redakteur für Rap.de, JUICE und ALL GOOD. Einen weiteren Tag in der Woche arbeite ich als Babysitter. Ansonsten stecke ich unendlich viel Zeit in Musik und sehe zu, dass ich irgendwie mit mir selbst klarkomme und Ruhe habe. Das beinhaltet dann Aktivitäten wie Kochen, Lesen, Joggen, Meditation, Malen und mit Freunden telefonieren. Ich habe auch eine Freundin, die wohnt aber in einer anderen Stadt. Wir besuchen uns regelmäßig. Der Süchtling in mir verlangt derzeit nach „Pokémon Showdown.“

Welchen Schnellimbiss oder welches Restaurant hast du, seitdem du in Berlin wohnst, am Häufigsten aufgesucht?

Eventuell der Asia – Imbiss direkt neben meinem Haus und damit wohl nicht die geschmackvollste Wahl der Welt.

Welches Motiv kritzelst du am Häufigsten im Zuge profaner Tätigkeiten, wie z.B. das Festhängen in einer Telefonwarteschleife, vor dich hin?

Gerade habe ich Stillleben für mich entdeckt. Das wäre in diesem Fall irgendein Motiv, welches zufällig in meiner Nähe ist. Ansonsten kritzel ich simple Sachen wie Blumen oder Elefanten. Dann gestalte ich sie süß und ein bisschen abstrakt.

Deine Schlafzimmerwand wird von einem großen, gemalten Schwan verziert. Gibt es dazu eine Anekdote?

Zu jener Zeit hatte ich das Album „Tru.“ von Cro für mich entdeckt und Lust zu malen bekommen. Dann habe ich angefangen meine Wand anzumalen und irgendwie ist daraus ein Schwan geworden. Den mag ich sehr.

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Ein Beitrag geteilt von Frank Hemd (@frankhemd) am Okt 16, 2017 um 6:13 PDT

Welche berühmte Persönlichkeit würdest du dir gerne einmalig als Jogging – Begleitung aussuchen und warum?

Bob Dylan. Wir würden einfach schweigen und am Ende freundlich „Tschüss“ sagen. Ich jogge täglich.

Mit welchem Filmcharakter/ welcher Romanfigur kannst du dich am Ehesten identifizieren?

Ich glaube, so etwas mache ich gar nicht. Ich identifiziere mich eigentlich nur mit Musikern oder  „League of Legends“ – Profis 😀

Welche Interviewfrage wolltest du gerne schon immer mal gestellt bekommen?

Warum verbringst du Tag um Tag, Jahr um Jahr damit, allein in deinem Zimmer zu sitzen, um Musik zu machen?

Warum verbringst du Tag um Tag, Jahr um Jahr damit, allein in deinem Zimmer zu sitzen, um Musik zu machen?

Ich weiß es nicht.