Happy Releaseday, Search Yiu! Der Musiker veröffentlicht heute sein Album „SY“. Mit seinem neuen Werk bewegt er sich abseits des Mainstreams. Generell ist es schwer ihn in irgendeine Schublade zu stecken – aber wer will auch in irgendein Schubfach gepackt werden? Search Yiu geht eigene Wege und das steht ihm sehr gut. Future-Pop trifft auf R’n’B, obendrauf gibt es noch eine Prise Hip Hop und um das Ganze abzurunden noch ein bisschen Deutschrap – fertig ist der Search Yiu Sound. Im Interview haben wir mit dem Musiker über sein neues Werk, die Musikbranche, seine musikalischen Anfänge, Mental Health und noch viel mehr gesprochen.
In deiner Musik sind viele verschiedene Genre-Facetten zu entdecken – mal Hip Hop, R’n’B, Rap dann wieder ein Hauch von Pop – wie würdest du selbst deine Musikrichtung beschreiben?
Ich sage immer einfach Pop / R’n’B.
Gibt es dementsprechend dann auch verschiedenste musikalische Einflüsse?
Ja, voll. Also mein Main-Einfluss ist auf jeden Fall Hip Hop. Ich habe seitdem ich Musik höre, schon immer Hip Hop gehört und tu’s immer noch hauptsächlich. Aber nach und nach kamen dann immer noch andere Genres dazu. Ich höre sehr gerne Pop, so richtigen Mainstream Pop, R’n’B generell und Sufjan Stevens war zum Beispiel auch immer ein großes Idol, was dann ja eher so Singer Songwriter ist.
Also alles sehr bunt gemischt.
Genau, also Hip Hop ganz oben, aber schon alles mit drin.
Ich finde es immer wieder interessant bzw. erstaunlich, wie Künstler:innen in Schubladen gesteckt werden. Wenn du einen Artikel oder Blog Beitrag über dich liest, gibt es da eine Bezeichnung von dir als Musiker, die du gar nicht magst, beispielsweise „Popstar“, „Rapper“ o.ä.? Bzw. gibt es quasi eine bestimmte Schublade, in die du immer mal wieder gesteckt wirst?
Ne, bisher war ich eigentlich mit allem d’accord. Mir ist es irgendwie egal. Wenn Leute finden, dass es nach Rap klingt, dann dürfen sie es gerne Rap nennen. Ich selbst sehe mich eher nicht als Rapper. Also einfach, weil ich denke, dass ich nicht rappen kann. (beide lachen) Also ich würde es gern können. Aber generell war bisher alles okay.
Was sind denn so Momente, in denen du privat Musik hörst?
Immer! Jetzt auch eben auf dem Weg hierher. Auch wenn es nur so drei Minuten sind. Ich höre immer Musik: Nach dem Aufstehen, beim Essen machen, Abends beim duschen immer.
Hast du denn schon immer viel Musik gehört? Also auch in deiner Kindheit/Jugend oder ist das erst mit der Zeit gekommen?
Ich habe damals schon durch meinen Opa Klarinette beigebracht bekommen als ich noch ganz tiny war. In der Schule habe ich dann Blockflöte gespielt und immer viel Musik gehört. Mein Dad war schon vor meiner Geburt Dummer und spielt immer noch. Ich habe das irgendwie von der Family so mitbekommen. Durch meinen Bruder kam ich dann auf Hip Hop. Er hat mir damals dann Eminem gezeigt und ich war dann riesiger Eminem-Fan.
Boah, Klarinette wollte ich früher auch immer spielen, weil ich bei meiner Oma immer den Film „Jenseits der Stille“ gesehen habe. Kennst du den?
Ne, worum geht’s da?
Der handelt von einem kleinen Mädchen, was mit gehörlosen Eltern aufwächst. Sie ist die Einzige in ihrer Familie, die hören und sprechen kann. Irgendwann fängt sie dann auch das Klarinette spielen an… naja, ich möchte jetzt nicht all zu viel spoilern. Der Film ist auf jeden Fall mega schön.
Mein Problem mit Klarinette war nur, dass ich die Songs, die ich selbst gehört habe, nicht nachspielen konnte, weil ich nicht so der Klassik-Fan war.
Aber das ist auch schwierig zu spielen, oder?
Ja und es ist halt so ein klassisches Orchesterinstrument. Das war nicht so mein Ding. Ich habe auch im Schulorchester gespielt, aber da bin ich dann irgendwann rausgeflogen. (beide lachen)
Wann war dir denn bewusst, dass du Musiker werden willst und was wäre die Alternative gewesen?
Ne, tatsächlich hat das früh angefangen, schon als Teenie. Aber ich wollte früher immer Produzent werden. Ich war ein riesen Fan von Timbaland, der hat damals wirklich alles produziert, was man sich vorstellen kann und so wollte ich damals immer sein. Einfach Beats für andere machen. Dass ich selbst angefangen habe zu singen, war dann mit 19 oder 20.
Wenn wir uns mal mit deinen Texten befassen – Was inspiriert dich da?
Also das ist ja alles sehr persönlich. Ich lass‘ raus, was mich beschäftigt und es ist sehr auf Mental Health bezogen.
Das knüpft auch direkt an meine nächste Frage an: Das ist ja alles in einem sehr intimen Rahmen. Wie schaffst du es dich so zu öffnen und Themen entsprechend anzusprechen bzw. in die Öffentlichkeit rauszutragen? Fällt dir das schwer?
Manchmal ja, manchmal nein. Also mittlerweile gar nicht mehr so und auch seit ich den Podcast mit Mia mache, da das Feedback so schön ist und Leute es appreciaten, dass wir so offen darüber reden. Aber manchmal finde ich es natürlich schon weird, wenn sehr viele Leute dich gar nicht kennen und so viel über dich wissen.
Der Podcast ist auch echt super, ich höre den richtig gern. Ihr geht so entspannt und positiv an die Themen ran und man lernt auch echt viel.
Das freut mich! Ja, das macht auch echt Spaß und wie gesagt, das Feedback hat mich schon überwältigt irgendwie. Ich hätte damit gar nicht gerechnet.
Ja, vielleicht gerade auch weil das Themen sind, die – zumindest meiner Meinung nach -, in der Öffentlichkeit noch nicht so behandelt werden, wie sie eigentlich sollten. Viele Leute scheuen sich darüber zu reden (beispielsweise über das Thema Depression) oder nehmen die Thematik(en) gar nicht ernst. Was meinst du, woran liegt das?
Also ich merke schon, dass es mehr wird, dass Leute offener werden. Da ist aber noch viel Luft nach oben. Das ist vielleicht auch so ein Generationen-Ding. Dass die Generation von unseren Eltern, Großeltern gar nicht darüber geredet haben. Also ich will das jetzt gar nicht pauschalisieren, aber es ist schon ein großer Unterschied zu heute. Auch die Generation nach uns, die ist dann nochmal offener. Ich weiß nicht genau woran es liegt, aber ich glaube viele haben zu strugglen und das war auch schon immer so, nur redet man halt jetzt mehr darüber.
Mich hat der Track bzw. die Sprachaufnahmen zu „Treat Yourself“ sehr berührt. Ich glaube es geht vielen Leuten so, dass sie nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen bzw. nicht wissen, was sie tun können, wenn es Freund:innen von ihnen nicht gut geht bzw. in solch einer dunklen Phase “gefangen“ sind. Möglicherweise merken sie es, aber haben keine Ahnung was sie tun sollen. Darf ich fragen, wie du damit umgehst? Also sowohl als Betroffener als auch als Freund?
Es ist sehr schwierig, merke ich immer wieder. Also ich beziehe es mal auf mich, wie ich damals war. Ich habe immer noch so meine Probleme, aber die tiefen Depressionen und so, die sind schon eine Weile her. Ich versuche bei Friends immer zu zeigen, dass ich sie gerne supporte, für sie da bin. Ich finde aber auch, das kann man nur bis zu einem gewissen Grad. Also ich weiß, dass ich damals in meiner Beziehung unbeabsichtigt sehr viel emotionalen Druck ausgeübt habe. Man kann das wirklich nur bis zu einem gewissen Grad supporten, aber muss dann auch auf sich aufpassen. Das meine ich jetzt gar nicht egoistisch. Man kann sie ermutigen eine Therapie zu machen, dann kann man dabei helfen einen Therapieplatz zu bekommen und so Sachen.
Ich glaube, dass es dann auch viele Leute gibt, die sich distanzieren, weil sie – wie gesagt – gar nicht wissen, was sie tun sollen oder können. Das ist dann auch gar nicht böse von denen gemeint.
Das gibt’s auch, das ist dann natürlich schade. Aber da kann man auch nicht so pauschal sagen, dass es falsch ist. Das ist immer sehr individuell. Schwierig auf jeden Fall.
Dein Track „Nie Mehr“ lässt sich ja als eine Kampfansage an die dunklen Gedanken in unseren Köpfen interpretieren. Wie passt du auf dich auf, dass du mit dir und allem im reinen bist?
Zum einen Zeit mit Friends verbringen. Ich habe hier ein sehr schönes Umfeld in Berlin. Ich versuche mir auch Zeit für mich zu nehmen, das konnte ich lange gar nicht. Also lange ging es mir sehr schlecht, wenn ich alleine war. Mittlerweile kann ich das und brauche das auch. Und sich Sachen gönnen, auch wenn’s nur was Kleines oder Wellness ist, wie eine Skin Care Routine morgens und abends – sich einfach was Gutes tun und versuchen sich nicht so in ein Loch fallen zu lassen. Das sagt sich immer leichter als es ist. Ich glaube, es sind viele Dinge, die man machen muss, die sich dann summieren oder so Routinen im Alltag, die sich ergeben.
Du hast ja mit Mia zusammen den Podcast Mental Mall, in dem ihr euch im großen Ganzen mit dem Thema Mental Health auseinandersetzt. Jetzt wollte ich gerne nochmal den Umgang in der Musikbranche ein mit mentaler Gesundheit, welche Rolle spielt diese? Bist du der Meinung, dass diese bereits ernst genommen wird?
Da ist noch Luft nach oben! Ich glaube sogar sehr viel. Es gibt die Anne Löhr, die wir auch bei uns im Podcast hatten, die engagiert sich ja sehr dafür. Also es gibt schon Leute, die sich dafür engagieren, dass es thematisiert wird, aber ich glaube, da ist noch Luft nach oben.
Ich glaube viele Leute schämen sich auch dafür, das kenne ich von mir selbst. Oft hatte ich, wenn ich darüber geredet habe, am nächsten Tag so ein Schamgefühl. Das ist jetzt nicht mehr so krass.
Kann ich verstehen. Umso besser, dass es jetzt doch immer wieder Leute gibt, die diese Thematik ansprechen.
Ich denke auch, es geht in die richtige Richtung.
Kommen wir nochmal zurück zum Album. Du hast das ganz im DIY Style bzw. in Eigenregie erarbeitet…
Ja, also mit dem Support von Friends, aber ja.
Soweit ich weiß, hast du das ja auch bereits bei deinem vorigen Album so gemacht. Wo siehst du denn dort die Vorteile und gibt’s vielleicht auch Nachteile?
Ich bin jetzt schon eine Weile in der Industrie. Also ich habe auch Teilweise für ein Management gearbeitet und mich schon mit einigen Labels getroffen und es sind oft leere Versprechungen. Man wartet immer nur auf irgendwas, was einem versprochen wird und dann merkt man, wenn man nichts macht, passiert auch nichts. Ich hatte auch mal ein Management, wo ich erst dachte: Geil, jetzt kann es losgehen. Aber das hat mich dann auch eher gebremst als gepusht und dann habe ich irgendwann gemerkt, je mehr ich alleine mache, umso besser läuft’s und das habe ich dann gemacht. Ich bin mittlerweile zum Glück auch ganz gut vernetzt. Wenn ich mal nicht weiter weiß, weiß ich sofort, wen ich fragen kann.
Hat sich denn ansonsten etwas an deiner Arbeitsweise im Vergleich zum letzten Album geändert? Gab es andere Strukturen?
Generell habe ich mehr gearbeitet. Es hat mich nachts mehr wach gehalten als das letzte Album. Aber im Prinzip ist es auch gut, dass es so war. So Management- und Label-mäßig habe ich jetzt zum ersten Mal auch physisch was gemacht, also ’ne CD und Merch noch und das war war wesentlich mehr Organisation als vorher. Management-mäßig war ich strukturierter und habe mir auch geregelte Arbeitstage gemacht und gesagt: Dann und dann kümmere ich mich um das Business-mäßige und dann und dann mache ich Musik.
Ist der Arbeitsprozess dann jetzt mitunter in die Corona-Phase gefallen oder konntest du bereits vorher die wichtigsten Schritte abschließen?
Also das Album ist fast komplett vor Corona entstanden. Das waren so drei Songs, die wir dann noch getauscht haben, die während Corona entstanden sind. Business-mäßig war es aber schon hauptsächlich Sachen, die ich während Corona organisiert habe. Ich war vorher noch mit einem Label in Verhandlung und habe mich dann aber dagegen entschieden.
Und wie ergeht es dir generell in der Corona-Zeit?
Überraschend gut! Was Mental Health angeht, hatte ich echt Schiss, dass es mich runterzieht, aber mir geht’s unverändert zu vorher. Was jetzt auch daran liegt, dass ich zum Glück genug Arbeit habe und auch noch irgendwie Geld verdienen kann. Also den Umständen entsprechend geht es mir echt gut. Ich hatte auch noch das Glück, dass ich während Corona, also im Sommer letztes Jahr, eine Wohnung gefunden habe. Ich war schon länger auf der Suche und da war ich echt happy, dass ich alleine wohnen und mich einrichten kann. Ich hatte echt viel Glück so.
Das soll jetzt natürlich nicht die Abschlussfrage gewesen sein. Wir wollen ja positiv aus dem Gespräch rausgehen, ganz ohne Corona-Vibes: Gibt es für dich, musikalisch gesehen, noch Ziele, die du irgendwann erreichen möchtest? Beispielsweise ein bestimmtes Feature oder ähnliches?
Meine Standard Antwort ist ja immer, dass ich gern ein UFO 361 Feature hätte. Ich war dieses Jahr sogar mit ihm Basketball spielen, also ich habe ihn kennengelernt… aber wir haben jetzt nicht über Mukke geredet oder so. Generell hätte ich aber Lust mit coolen deutschen Rapper:innen mal was zu machen. Generell mehr Features. Ich habe Bock jetzt so nach dem Album auf Singles. Da sind auch schon zwei, drei Features geplant, die ich machen will. Aber generell sage ich mal UFO.
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V E R L O S U N G!
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