Ali As: Euphoria (Review)

Mit Emwimo meldete sich Ali As nach einigen Jahren quasi aus dem Nichts zurück und benennt die dritte Platte – wie schon die zweite – nach einer Droge. Euphoria wirkt ähnlich wie Amphetamin und hat, wie der Name schon sagt, eine euphorisierende Wirkung. Für den Großteil des Albums durchaus passend. Auch wenn Jetzt komm‘ wir und die Liebeslieder Ferienhaus und 1 Mio Psychos irgendwie sehr gut skipbar sind, ist an ihnen objektiv nichts auszusetzen.

Beluga-Perlen und ein Glas vom Prosecco/Weil wir wie Judensterne Stars sind im Ghetto

Generell ist Euphoria nahezu perfektes Songwriting auf Beats, die Hausproduzent ELI mal wieder grandios hingezimmert hat. Ali As ist der bessere Kollegah. Ali As hat genauso großartige Punchlines, hat besseren Flow, bessere Beats und eine weitaus größere Themenvielfalt. Ali As ist einfach dope.

Die Titelseite der Zeitung starrt mich grimmig an / Kriegstreiben statt Peace-Zeichen, falsche Gurus auf Stimmenfang

Subjektiv muss ich jedoch sagen, dass das Album nur dann wirklich Spaß macht, wenn Ali As richtig auf die Kacke haut. Wenn es nach vorne geht, Punches und Reimketten hagelt und der Flow zwischen wütend und lässig taktiert, dann ist Euphoria einfach unschlagbar, wie auch schon nach Hoodies x Chucks klar war.

Der Song des Albums ist somit Comeback / Bombtrack auf dem der ehemalige Deluxe Records-Member genau das tut. Auch Dope in der Denim macht einfach nur Spaß und bei Monstertruck findet sich dazu die beste Hook im Rapgame, das ist Drei Chinesen mit dem Kontrabass indem eben Ali As eben statt eines Saiten-Instrumentes einen Monstertruck hat.

Schieb’ die Pussies gleich zur Seite wie ein Tinder-Match / Hochbegabter wie Einstein, todgesagt wie Latein / Meine Homies kannst du mit Jay-Packs (/JPEGs) sehen so wie Grafikdateien

Und das ist Rap auf höchstem Niveau, der nicht ansatzweise anstrengend, sondern immer wieder aufs Neue interessant ist. Bei jedem Hören entdeckt man etwas Neues und einige Lines brauchen wirklich ewig („Geht’s um Rapper, stell‘ ich paar bloß[/Pablos] wie Cops in Medellín“), wirken aber nicht erzwungen. Auch das Namika-Feature wirkt überhaupt nicht fehl am Platze. Ali As war bereits auf ihrem letzten Album vertreten und es passte und nun passt es sogar noch besser, die Hook ist eingängig, nicht nervig und geht gut ins Ohr, der Sound ist anders und neu.

Hektische Schritte, skeptische Blicke / Der Glanz der Dächer versinkt in der dreckigen Pfütze / Yuppies auf der ewigen Suche nach Extravaganz / Halbstarke rebellieren mit den Tags an der Wand

Generell ist das Album sehr vielfältig, es ist quasi alles dabei, was es schwer macht, das gesamte Album zu lieben. Jedem dürfte der ein oder andere Track nicht 100 prozentig zusagen, aber dafür müsste auch jedem der ein oder andere gefallen. Euphoria ist eher Coca Cola, für jeden ist eine Sorte dabei, die meisten werden eine Sorte nicht mögen, aber insgesamt sind sie doch alle doch irgendwie qualitativ auf gleicher Höhe, auf hoher Höhe. Aber Cola macht halt eben auch nur ein bisschen wach und nicht völlig high, macht nicht abhängig, ist aber dennoch immer sehr nett. Sogar wo Ali As auf den Pfaden Marterias wandelt (Was für’n Leben und Jetzt komm‘ wir), da entscheidet letztendlich der Geschmack, weil eigentlich gibt es daran auch nichts auszusetzen. Dass man das allerdings als Nebensatz dazu schreiben muss, zeigt, dass wir hier keinen Meilenstein haben, eben nur ein sehr gutes Album.

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